1. Damen – Rückblick unseres Trainers & Spielbericht: TB Wülfrath – HSC I 36:28 (16:13)

„Einen Tag nach der Niederlage im alles entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt ist es immer noch schwierig, hier sachlich und nicht emotional zu berichten. Das gestrige Spiel hat einen verdienten Sieger im Team aus Wülfrath. Sie waren an diesem Tag die bessere Mannschaft. Somit herzlichen Glückwunsch an sie zum Verbleib in der 3. Liga.


Wir haben es nicht geschafft unser Potential in diesem Spiel abzurufen und das hat sicherlich mehrere Gründe. Klar, der Druck in einem solchen Match ist enorm, doch das gilt ebenso für den Gegner. Hier könnte Erfahrung eine Rolle gespielt haben. Wichtig scheint mir persönlich auch der Modus zu sein. In der sogenannten Klassenverbleibsrunde haben zwei Teams aus der anderen Hauptrundengruppe den Klassenerhalt geschafft, aus unserer Gruppe aber eben keins. Schaut man sich die 6 von uns gespielten Partien an, so war jedes ein „Endspiel“. Unsere Spielerinnen mussten jedes Mal an ihre Belastungsgrenzen gehen, 6 Wochenenden hintereinander. Das hat natürlich an der Substanz genagt. Schaut man sich an, wie die Trainingsbeteiligung im Laufe der Wochen ausgesehen hat, so kann festgestellt werden, dass immer wieder und immer mehr Spielerinnen mal pausieren mussten. Auch die Trainingsintensität musste heruntergefahren werden, zu viele Blessuren ließen ein anderes Vorgehen nicht zu. Hier lag sicherlich ein kleiner Vorteil bei den Teams der Vorrundengruppe „D“. Sie mussten „nur“ 4 Spiele absolvieren. Schade, dass Wolfsburg aus unserer Gruppe die Runde nicht mitgespielt hat. ihr Vorgehen ist allerdings vollkommen nachvollziehbar. Abgeschlagen in eine kostenintensive Relegationsrunde zu gehen, bei der ein positiver Ausgang unwahrscheinlich ist, hat wenig Sinn. So kam es aber zu den unterschiedlichen Belastungen der Teams.


Der Modus der Klassenverbleibsrunde und die Möglichkeit, dass dort nicht alle Teams mitmachen werden, war uns vor Saisonbeginn bekannt und es wäre auch möglich gewesen, dass wir davon profitieren. Es kam eben anders.


Dann haben Verletzungen uns im Laufe der Saison leider schwer zugesetzt. Wichtige Spielerinnen, insbesondere im Rückraum, fehlten uns als Alternativen in den Relegationsspielen und so lag die Last leider auf wenigen Schultern. Dazu kamen viele coronabedingte Ausfälle in dieser Spielzeit. Zwar sind die Infizierten wiedergekommen, dennoch sind noch nicht alle wieder bei 100%.


Natürlich betrifft das auch alle anderen Vereine und soll somit auch nicht als Entschuldigung herhalten. Für mich als Trainer ist der Abstieg aber dennoch nur sehr schwer zu verkraften. Wenn man sieht mit welcher Leidenschaft, Motivation und mit welchem Teamgeist versehen die Spielerinnen über die gesamte Saison bei der Sache waren und zu welcher sportlichen Leistung sie im Stande sind, dann wünscht man sich einen anderen Ausgang. Dazu kommen fantastische Fans, die zum Beispiel beim gestrigen Spiel, obwohl in der Unterzahl, lauter waren als die Heimfans. Chapeau, ihr seid toll. Bitte bleibt so, unterstützt das Team weiterhin, es wird es euch mit Leistung und tollem Sport danken.


Man darf den Abstieg vielleicht nicht nur an diesem einen Spiel festmachen. Wir hätten den ein oder anderen zusätzlichen Punkt möglicherweise in den anderen Relegationsbegegnungen holen können und uns vielleicht somit eine Niederlage in Wülfrath erlauben dürfen. Ich denke dabei z.B. an das Heimspiel gegen Kleenheim. In der 2. Halbzeit führten wir bereits mit 5 Toren, haben aber dennoch verloren. Auch hätte schon in der Saison das ein oder andere knappe Spiel für uns ausgehen können und wir hätten so vielleicht einen besseren Platz erreichen können. Hätte, wenn und aber….Da dies alles nur hypothetisch ist, sollte darüber nicht länger nachgedacht werden.


Nach 7 Jahren Trainertätigkeit beim HSC endet mein Engagement jetzt mit einem für mich sehr unbefriedigendem Ergebnis. Schade, das Team besitzt definitiv die Qualität auch in der 3. Liga zu spielen. Trotzdem gibt es aber auch Grund zur Freude. Nämlich über die Tatsache, dass die Mannschaft fast komplett zusammenbleibt, neue Spielerinnen dazustoßen, die Qualität des Teams in der Breite noch besser wird und sie sich alle als Ziel den Wiederaufstieg gesetzt haben. Mit Maximilian Lübbersmeyer, die letzten Wochen haben wir bereits intensiv zusammengearbeitet, übernimmt ein Kollege das Amt, der gute Kenntnisse über die vereinsinternen Strukturen besitzt, eine ähnliche Philosophie wie ich teilt und persönlich schon Erfahrungen in höherklassigen Ligen gesammelt hat. Ich danke ihm für diesen problemlosen Wechsel. Ich glaube, dass es für alle Beteiligten der beste Weg war/ist.


Im Laufe der Jahre haben sich vereinsintern Strukturen weiterentwickelt, die für die Zukunft Hoffnung machen. Hier möchte ich besonders Laura und Andreas danken. Bitte macht weiter so und bleibt am „Ball“, das ist wichtig. Danke


Ich persönlich habe viele schöne Momente beim HSC erleben und viele unwahrscheinlich nette und interessante Personen kennenlernen dürfen. Dies hat mein Leben enorm bereichert. Danke dafür.


Zum Schluss möchte ich mich noch bei meiner Frau bedanken. Sie hat mich über all die Jahre begleitet, hat mir immer den Rücken gestärkt, hat mich in meinem Handeln bestätigt und ist die beste medizinische Unterstützung, die man sich wünschen kann. Danke dafür…

Und tschüssen…..“


Thomas Löw


Foto: 3. Liga Deutscher Handballbund

2 Kommentare zu „1. Damen – Rückblick unseres Trainers & Spielbericht: TB Wülfrath – HSC I 36:28 (16:13)“

  1. Insbesondere für Dich Thomas, hätte ich mir den Klassenerhalt gewünscht. Nach so vielen Jahren möchte man gern anders gehen. Der Sport ist manchmal hart. Dein Bericht zeigt Größe, was mir diesen Kommentar wert ist. Ich (mit dem SC Germania List) darf mich jetzt auf zwei tolle Derbys freuen, mir wäre der HSC in Liga 3 aber lieber gewesen. Thomas, Dir erstmal alles Gute, genieße die Pause.

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