Nach der Entscheidung des DHBs, dass die Mannschaften der 3. Ligen und Jugendbundesliga zum Bereich Profisport zählen, haben bereits einige Vereine klar Position bezogen zur möglichen Wideraufnahme des Spielbetriebs nach dem 15.11.20. Auch wir würden nichts lieber tun, als gemeinsam als Team mit unseren Fans unsere nächsten Handballpartien bestreiten zu können. Fakt ist jedoch, dass es aktuell wichtigere Dinge gibt und auch wir Verantwortung sowie eine Vorbildfunktion haben und diese übernehmen möchten!
Wir sehen uns nicht als Profimannschaft. Keine unserer Spielerinnen bekommt Gehalt oder kann im beruflichen/ privaten Kontext alle Kontaktmöglichkeiten unterbinden. Wir alle lieben den Sport und brennen dafür, aber wir haben alle einen Beruf, absolvieren ein Studium, eine Ausbildung oder gehen zur Schule. Alleine 10 Spielerinnen von uns sind tagtäglich im schulischen Kontext mit vielen Schülern/Schülerinnen zusammen, dazu kommen u.a. Berufe im medizinischen Bereich sowie bei der Polizei. Jeden Tag versuchen wir hier den Kontakt auf das Minimum zu reduzieren und fordern ebenso Verantwortung von unseren Kontaktpersonen. Wie können wir also mit gutem Gewissen im Alltag diese Einstellung vorleben und zeitgleich im Handballkontext mehrfach unter der Woche bewusst den Kontakt zu Mitspielerinnen und Gegnerinnen aus Risikogebieten eingehen?
Auch die eventuell angedachte Teststrategie für eine Weiterführung des Spielbetriebs ist für uns kein Argument. Abgesehen davon, dass es für uns wirtschaftlich gar nicht zu bewerkstelligen wäre, diese regelmäßigen Tests zu bezahlen, halten wir es für unmoralisch diese für unseren Bereich zu beanspruchen. Es gibt so viele Bereiche, wie z.B. den Pflegebereich, für die diese Tests viel wichtiger wären. Unserer Meinung nach sollten diese Tests und auch die damit verbundene Arbeitszeit, gerade jetzt angesichts der steigenden Zahlen, nicht durch vermeidbare Aktivitäten beansprucht und Labore noch mehr überlastet werden. Denn wir reden hier nicht von 20 Tests für ein Team, sondern vielen Tests für viele Teams und das wöchentlich über einen langen Zeitraum hinweg. Zudem kommt die Konsequenz für jede einzelne Spielerin. Was ist, wenn das Team mehrfach in Quarantäne (unabhängig von einer Coronaerkrankung) muss? Wie sollen die Selbständigen im Team hier über 2 Wochen oder mehr ihre Unternehmen aufrecht halten oder wie erfreut werden hier die Arbeitgeber sein, die jetzt schon Bedenken geäußert haben?
Der letzte und gravierendste Grund, der uns zu dieser Position gebracht hat, ist die Verantwortung, die wir alle für unsere Mitmenschen haben. Was wäre, wenn wir Familienmitglieder anstecken und diese Folgen davon tragen? Hinzu kommen natürlich weitere Personen im Umfeld des Teams, angefangen vom Trainerteam, unserer Physiotherapeutin, unserem Orgateam und allen weiteren Helfern, die wir ebenfalls in die Situation bringen, zusätzlichen Kontaktmöglichkeiten ausgesetzt zu sein. Darüber hinaus wohnen Spielerinnen mit Personen aus Risikogruppen zusammen oder leben mit diesen in unmittelbarer Umgebung.
Wir haben eine Verantwortung für uns alle und somit bekennen wir uns klar dazu: Lieber DHB, bitte lasst den Spielbetrieb unter den aktuellen Bedingungen ausgesetzt! Ihr tragt eine große Verantwortung für viele Teams, die ihr durch die Wiederaufnahme in eine sehr emotionale und moralisch bedenkliche Situation bringt, sich zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und der Liebe zum Sport zu entscheiden.
#gemeinsamgegencorona